Mehr und mehr machen sich neben den Foodblogs auch die so genannten Food- Magazine breit. Sie haben oft ein breit gefächertes Repertoire an Themen im Aufgebot und stellen sind zudem oft auch ein Spiegelbild der kulinarischen Trends. Eines dieser Magazine nennt sich Tartuffel und existiert nun schon drei Jahre. Es wird von einer Doppelspitze geführt und die Schaffer stellen sich heute Euch vor!
Blog: Tartuffel Magazin für Gastrosophie
Autor: Michael Stolzke, Nikolai Wojtko
Datum des ersten Post: 20.Mai 2011
Domain: www.tartuffel.de
Wie kamst Du zum Bloggen?
Aus Spaß am Thema Gastrosophie.
Wie kamst Du zu diesem Namen für den Blog?
Tartuffel ist ein alter Name für Trüffeln, der zugleich als Namenspatron für die neu eingeführten Kartoffeln diente. So vereinen sich in diesem Namen das Besondere und das Alltägliche.
Was möchtest Du mit Deinem Blog erreichen?
Leute für das Thema Gastrosophie begeistern. Zeigen, wie vielschichtig das Thema Essen, Ernährung und Genuss ist, jenseits von Restaurantkritiken und Diättipps. Anders ausgedrückt, wir begreifen Schmecken als Erkenntnisgewinn im originären philosophische Sinn – das will erklärt sein.
Wer hat oder was Dich kulinarisch am nachhaltigsten geprägt?
Ein Besuch im Vieux-Sinzig bei Jean-Marie Dumaine. Ich war damals 12, es war wie eine Erweckung, dass Essen in einem Restaurant auch in den 1970er eine sinnliche Offenbarung sein kann.
Stolzke: Für mich war es eher eine kulturelle Erfahrung. Ich komme aus geordnet bürgerlichen Essverhältnissen und habe während meiner Zeit in Spanien ganze andere Dimension von Küche und Essen entdeckt: schmeckend, trinkend, redend und kochend.
Welche kulinarischen Trends findest Du über- und unterbewertet?
Wir finden, dass Essen bei uns in Deutschland immer noch nicht als Kulturgut anerkannt wird. Die Städte leisten sich Museen, Opern, Theater, Philharmonien. Weshalb nicht auch eine öffentlich gesponserte Küche, in der im Wechsel Spitzenköche ihre Menüs vorstellen. Da würden wir uns gerne ein Abo zulegen. Spannend wäre es sicherlich auch den Fokus, der gerade auf dehnbaren Begriffen wie Regionalität und Bio hängt, ein wenig mehr in Richtung der Produkte und ihrer Produzenten zu lenken. Es gibt doch für jeden Verbraucher nichts Schlimmeres, als Lebensmittelproduzenten, die das Licht der Öffentlichkeit scheuen, wie es die immer preiswerteren Produktionsbedingungen erzwungen haben. Schön wäre es, wenn man insgesamt Produzenten ermuntern könnte ihre Produkte zu verbessern, also sich ein Wissen über gute Produkte anzueignen und diese regelmäßig nachzufragen.
Wieviel Wert legst Du bei Deinem Blog auf Gestaltung und Fotografie?
Auf die Gestaltung des Blogs haben wir sehr viel Wert gelegt. Auch wenn er schon bald drei Jahre online ist, finden wir ihn immer noch ansprechend und schön. Die lange Verweildauer unserer Leser spricht da eine ermunternde Sprache.
Was bedeutet für Dich nachhaltiges Kochen?
Als Familienväter freuen wir uns immer, wenn alles aufgegessen wird, was wir zubereiten. Nein, im Ernst: Wir gehen gerne auf die Wochenmärkte und kaufen saisonal ein. Die Fahrten zum den Biobauern führen auch den Kindern vor Augen, wie die Hühner gehalten werden, wo sie herumlaufen können und welches Futter sie bekommen. Da schmecken dann die Frühstückseier am nächsten Morgen direkt besser.
Wie viel Zeit pro Woche investierst Du in Deinen Blog?
Schwer zu sagen. Wir bringen ein bis zwei Artikel in der Woche, kümmern uns um Facebook und Twitter. Die Beiträge wollen geplant, konzipiert, geschrieben und eingepflegt sein. Dazu kommen die Gespräche mit Fachleuten zum Thema und die permanente persönliche Weiterentwicklung in Sachen Essen und Genuss. Eine schöne, eine nachdenkliche, eine sinnliche Beschäftigung, die das Zählen der Stunden vergessen macht.
Ist das Thema “Essen & Genuss” das einzige Thema über das Du gerne bloggen würdest?
Wir finden, dass man fast alle Themen mit Essen & Genuss in Verbindung setzen kann. Das ist ja der Ansatz unseres Magazins. Wir schreiben eben auch über Film und Literatur. Wir begreifen unsere Texte als gastrosophische Spurensicherung, mit der wir Respekt und Achtsamkeit für das Essen in einem ganz umfassenden Sinne einfordern.
Wie hast Du Deinen Blog zu Beginn publik gemacht?
Schleichend. Wir haben eher heimlich das Magazin erst einmal so aufgestellt, dass es uns gefiel. Da fing aber Google schon an, uns zu listen. Zum offiziellen Start haben wir klassische PR gemacht, unsere Netzwerke auf die Spur gebracht und dann schnell mit Twitter einen zusätzliche Kanal aufgemacht. Später kam dann noch Facebook dazu, da haben wir lange gezögert.
Welches Food- Magazin favorisierst Du?
Port Culinaire.
Welcher TV- Koch ist Dein Lieblingskoch?
Der, der seiner Art nach gar kein Fernsehkoch ist, unser Freund und gastrosophischer Kopf Vincent Klink. Vor allem bedauerlich, aber auch in hohem Maße bezeichnend finden wir, dass jemand wie unser Patron Èditorial, Dieter Müller, eben nicht sein umfangreiches Wissen über Produkte, Trends und Zubereitungsarten einem breiteren Fernsehpublikum vermitteln darf. Denn es gibt noch keine Sendung und kein Sendeformat für und mit ihm. Hier könnte man auch mal über die Verbindung von Köchen und Produkten und Produzenten nachdenken. Dann könnten die Kochsendungen fast wie von selbst wesentlich informativer werden.
Schadet der Foodblogger dem klassischen Journalismus?
Wieso? Es gab doch vor der Foodbloggerszene kaum Leute, die über Essen geschrieben haben. Die vielsprachigen Foodblogs beleben die Diskussionen, machen das Reden und Nachdenken über Essen differenzierter und spannender. Früher gab es doch salopp gesprochen nicht viel mehr als die allgemeine Lobpreisung der mediterranen Küche und Restaurantkritiken.
Auch wenn ihn viele kritisieren, sollte man an dieser Stelle einmal Jürgen Dollase Lob zollen. Denn er war einer der ersten, der den Versuch unternommen hat, neue Begriffe im Bereich der Kulinaristik zu entwickeln. Mit einigem recht kann man ihn als Mäeutiker der Foodblogger sehen, ohne dabei zu vergessen, was er alles im vielfältigen Bereich der Kulinaristik – vom Lob der Spitzen- und Regionalköche bis hin zur Verbesserung der Kochbücher – geleistet hat. Seine Bücher zeugen von seinem stets wachen, neugierigen Pioniergeist auf diesem Gebiet.
Um so mehr ist auf die Foodblogs und andere, nicht klassische Projekte zu setzen. Letztlich nutzt man sich gegenseitig, indem man sich befruchtet und gemeinsam den Resonanzraum für das Thema weitet. Ansonsten gilt für beide: Es gibt gute und es gibt schlechte.
Was kommt als nächstes, welche tollen Projekte liegen bei Dir an?
Im Frühjahr erscheint von uns ein e-book zum Thema „Verführung in 11 Zutaten“, in dem wir darüber sprechen, welche Zutaten man für eine gelungene Verführung benötigt, ganz im Sinne Casanovas.
Mein kulinarischer Geheimtipp in meiner Region
Na ja, geheim kann man das nicht nennen, aber das LeMoissonnier ist immer gut für eine Reise nach Köln. Richtiger Geheimtipp: Flogaus. Hingehen, essen, sich wohlfühlen.
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