die „esskultur“ hat dermaßen einfluss auf alle anderen blogs und das nicht nur in der deutschsprachigen foodbloggerszene. die sternekocher erwägen es sogar, die eigenen regeln des blogdesigns über bord zu werfen und entfernen vorm verfassen dieser texte die shift taste von der tastatur.
katharina seiser ist seit mai 2007 autorin des kulinarischen blogs namens „esskultur“. im ursprünglichen sinne ist diese auch kein reiner foodblog, sondern eher ein food- magazin, so dass sie auch die premiere in unserer kategorie einläutet. mit ihren wunderbaren lukullischen zeilen zu den verschiedensten themen, hatte ich sie von anfang an bei mir auf der liste, wenn es um die erste auswahl der blogs ging. in ihrem fragebogen nimmt sie auch kein blatt vor dem mund.
blog: esskultur
autorin: katharina seiser
datum des ersten post: 5. mai 2007
domain: http://www.esskultur.at/
wodurch lässt du dich für deinen blog inspirieren?
durch alles, was mit dem essen zu tun hat, das ist mein beruf (als kulinarik-journalistin und kochbuch-autorin) und mein leben.
welches ist auf deinem blog dein lieblingsrezept?
die lussekatter, ohne jeden zweifel, weil sie mein lieblingsgewürz (safran) mit meinem lieblingsteig (warmem germteig) verbinden und außerdem pikant wie süß gegessen werden können. es ist eines meiner ersten rezepte überhaupt, noch lange vor meinen kochbüchern. http://www.esskultur.at/index.php/2007/12/12/safran-sonne-lucia-lussekatter/
wer hat dich kulinarisch am nachhaltigsten geprägt?
meine mama, meine oma, meine tante herta, meine tante christl, meine tante resi – und alle meine erfahrungen seither.
was sind deine 3 lieblingszutaten?
ich spiele mit, obwohl ich auf der stelle zig zutaten aufzählen könnte, und nenne wirklich nur 3 (okay, es sind gruppen …): zitronen (und alle anderen der großfamilie zitrus), gemüse aller art, fett (egal ob viele verschiedene oliven-, nuss- und samenöle oder butter und butterschmalz)
was empfiehlst du angehenden foodblogger/inne/n?
gar nichts. wer hält sich schon an empfehlungen beim tagebuch schreiben?
welche kulinarischen trends findest du über- und unterbewertet?
überbewertet: alle, hinter denen keine echte auseinandersetzung mit essen, mit lebensmitteln, mit tradierten rezepten (sonst wäre es ja kein trend, wenn’s nichts neues im vergleich zum tradierten wäre) oder herangehensweisen steht. also fast alle.
unterbewertet: bio – noch immer. saisonal – ganz extrem. gemüse – obwohl da was in bewegung ist. fermentieren – obwohl wir da so viel tradition hätten, schielen wir nach amerika und asien, anstatt einfach die fäden wieder aufzugreifen. hülsenfrüchte – riesenpotential. säure – da haben viele angst davor. bitter – leider kein thema. texturen – wo ist außerhalb der spitzengastronomie davon die rede? anständige tierhaltung – das sollte die grundvoraussetzung für guten geschmack sein. gemeinschaftsverpflegung – schulen, mensen, kantinen, krankenhäuser, altersheime. kochen als pflichtschulfach. soll ich noch weitermachen?
was bedeutet für dich nachhaltiges kochen?
vorher einmal in ruhe überlegen: was hat saison, woher kommt es, wie wurde es gemacht, was habe ich ohnehin zuhause, worauf davon – vom saisonalen und von den vorräten – habe ich lust, wie kann ich es am besten verarbeiten, wem kann ich noch eine freude damit machen (zum essen einladen)? aber auch: zeit zum kochen und zum genießen nehmen, rückmelden, dass ein produkt besonders gut geschmeckt hat, darüber sprechen und schreiben, wenn ich wieder ein positives beispiel gefunden habe, ein produkt, einen betrieb, ein lokal, einen artikel, eine idee. und im ausschlussprinzip: selbstverständlich keine aromen, keine convenience-produkte, keine produkte aus konventioneller tierhaltung.
was möchtest du mit deinem blog erreichen?
zur auseinandersetzung mit dem essen anregen, zum nachdenken über lebensmittel, deren herkunft und entstehen anstoßen, zum genießen verführen, zum kochen hinführen, zum ausprobieren verlocken.
was nervt dich bei anderen foodblogs?
schlampigkeit, oberflächlichkeit, selbstverliebtheit, überheblichkeit bei gleichzeitig fehlendem wissen und/oder fehlender erfahrung, achtlosigkeit, mangelnde wertschätzung von lebensmitteln, arbeit oder aufwand in der landwirtschaft, produktion und gastronomie, von menschen sowieso, aber das alles sind dinge, die mich auch in anderen medien (und im alltag) nerven. umgekehrt schätze ich (auch wenn das nicht die frage war) in blogs leidenschaftliche und tiefe auseinandersetzung, achtsamkeit, ernsthaftigkeit, genauigkeit, humor und sprachwitz.
wer ist deiner meinung nach der beste food- fotograf/ die beste food-fotografin?
die person, die die aufgabenstellung am stimmigsten umsetzen kann. es gibt keine „besten“.
was sollte ein foodblog deiner meinung nach nicht sein?
gratis-werbeplattform, aber die lese ich ohnehin nicht. ansonsten steht es jeder und jedem frei, das zu bloggen, wonach ihr oder ihm der sinn steht. jedes blog hat die leser/innen, die es verdient.
mein kulinarischer geheimtipp in meiner region
viel davon steht in dem interview, das die a-list kürzlich mit mir zu diesem thema geführt hat: http://www.a-list.at/wien/insider/l/insiderin-wien-katharina-seiser.html
meine all-time favourites:
meinrad neunkirchners küche im gourmet gasthaus freyenstein (disclaimer: wir haben bereits zwei kochbücher miteinander gemacht, das dritte ist gerade in arbeit)
bio holzofenbäckerei gragger in der spiegelgasse im 1. bezirk
karmelitermarkt mit vielen bio-standln im 2. bezirk (nur samstags)
The post esskultur | Katharina Seiser appeared first on sternekocher.de.